Lebenshaltungskosten und Kapitaldienstfähigkeit: Was Banken bei der Immobilienfinanzierung prüfen
Die Entscheidung für eine Immobilienfinanzierung ist ein großer Schritt. Bevor ein Kredit bewilligt wird, prüfen Banken sorgfältig, ob der Antragsteller langfristig in der Lage ist, die monatlichen Raten zu tragen. Zwei zentrale Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, sind die Lebenshaltungskosten und die Kapitaldienstfähigkeit. Doch was bedeuten diese Begriffe genau, und wie beeinflussen sie die Baufinanzierung? Dieser Artikel klärt auf und gibt wichtige Hinweise für angehende Immobilienbesitzer.
Was sind Lebenshaltungskosten?
Die Lebenshaltungskosten umfassen alle regelmäßigen Ausgaben, die für den alltäglichen Lebensbedarf anfallen. Dazu zählen:
Die genaue Höhe der Lebenshaltungskosten variiert je nach Haushaltsgröße, Lebensstil und Wohnort. In der Regel orientieren sich Banken an pauschalen Werten, die auf Statistiken und Erfahrungswerten basieren. Diese Pauschalen stellen sicher, dass auch unvorhergesehene Ausgaben berücksichtigt werden.
Kapitaldienstfähigkeit: Ein Schlüsselkriterium für die Baufinanzierung
Die Kapitaldienstfähigkeit beschreibt die Fähigkeit eines Kreditnehmers, die monatlichen Raten für die Immobilienfinanzierung über die gesamte Laufzeit hinweg zu bedienen. Banken bewerten dies anhand des Verhältnisses zwischen den Einnahmen und den Ausgaben eines Haushalts.
Berechnung der Kapitaldienstfähigkeit
Die Bank zieht folgende Formel heran:
Nettoeinkommen – Lebenshaltungskosten – weitere finanzielle Verpflichtungen = Verfügbares Einkommen
Das verfügbare Einkommen wird dann mit der monatlichen Kreditrate verglichen. Eine positive Differenz zeigt, dass der Antragsteller ausreichend finanziellen Spielraum hat, um den Kredit zu bedienen.
Warum ist die Kapitaldienstfähigkeit so wichtig?
Die Kapitaldienstfähigkeit ist ein zentraler Aspekt, um sicherzustellen, dass der Kreditnehmer finanziell nicht überfordert wird. Eine solide Finanzplanung minimiert das Risiko von Zahlungsausfällen, was sowohl im Interesse der Bank als auch des Kreditnehmers liegt.
Hier eine detaillierte Übersicht von 3 Banken.
Folgender Antrag liegt vor.
Familie mit 2 Kindern möchten ein Haus kaufen. Der Kaufpreis liegt bei 320.000€ + die Nebenkosten. Eine Maklergebühr fällt nicht an. Die Kunden kennen das Haus sehr gut und haben die Möglichkeit diese Immobilie von ihrem Vermieter zu erwerben. Das Haus hat eine Wohnfläche von 123 qm. Das Baujahr ist 1993
Die Kunden haben das Eigenkapital in Höhe der Kaufnebenkosten. Somit besteht ein Bedarf von 320.000€ Sie tilgen mit 2 % und wählen eine Zinsbindung von 10 Jahren.
Anhand der Tabelle kann man gut erkennen, wie unterschiedlich die Banken rechnen.
Bank A |
Bank B |
Bank C |
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Unselbstständiges Einkommen |
4.050 € |
4.050 € |
4.050 € |
||
Kindergeld |
510€ |
510€ |
510 € |
||
Einkommen |
4.560€ |
4.560€ |
4.560€ |
||
So rechnet die Bank |
|||||
Lebenshaltungskosten |
1.677 € |
1.920 € |
2.145 € |
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Bestehende Kreditrate |
340 € |
340€ |
340 € |
||
Rate der Immobilienfinanzierung |
1.491€ |
1.592 € |
1.610 € |
||
Nebenkosten für die Immobilie |
369€ |
492€ |
369 € |
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Überschuss somit |
683€ |
216€ |
96 € |
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Stand 22.01.2025 |
So bewerten Banken die Lebenshaltungskosten
Die Prüfung der Lebenshaltungskosten erfolgt in der Regel über standardisierte Verfahren:
Immobilienfinanzierung und Kredit: Welche Rolle spielen die Zinssätze?
Die Höhe der Kreditrate wird stark von den aktuellen Zinssätzen beeinflusst. Gerade in Zeiten steigender Zinsen achten Banken besonders genau auf die Kapitaldienstfähigkeit. Selbst kleine Zinserhöhungen können die monatlichen Belastungen deutlich steigern.
Beispielrechnung:
Ein Immobilienkredit über 300.000 Euro mit einem Zinssatz von 3,75 % und einer Tilgung von 2 % ergibt eine monatliche Rate von 1.437,50 Euro. Steigt der Zinssatz auf 4,5 %, erhöht sich die Rate auf 1.625 Euro.
Tipps für Kreditnehmer: So verbessern Sie Ihre Chancen
Wer eine Immobilienfinanzierung plant, sollte sich gut vorbereiten. Hier sind einige Tipps, um die Lebenshaltungskosten und die Kapitaldienstfähigkeit zu optimieren:
Baufinanzierung: Was passiert, wenn die Kapitaldienstfähigkeit nicht ausreicht?
Sollte die Kapitaldienstfähigkeit nicht ausreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Fazit: Lebenshaltungskosten und Kapitaldienstfähigkeit im Fokus der Bank
Die Prüfung der Lebenshaltungskosten und der Kapitaldienstfähigkeit ist ein essenzieller Bestandteil jeder Immobilienfinanzierung. Sie dient sowohl der Bank als auch dem Kreditnehmer, um sicherzustellen, dass die Finanzierung langfristig tragfähig ist.
Indem Sie Ihre finanzielle Situation realistisch einschätzen und gut vorbereitet in die Verhandlungen gehen, können Sie Ihre Chancen auf einen erfolgreichen Kreditantrag deutlich erhöhen. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um Ihre Baufinanzierung optimal zu planen und Ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.
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